Sonntag, 23. November 2014
Familienfest
Jeder kennt sie, die Familienfeste. Der eine Liebt sie, der andere hasst sie. Mit meiner Familie komme ich soweit ganz gut zurecht, nur nicht mit der Diabetes.
Da kommen alle Zusammen um schön miteinander zu feiern und zu Essen.
Für einen Diabetiker stellt sich schon früh die Frage... was werde ich essen, was werde ich trinken und geht noch ein Nachtisch???
Ich weiß nicht wie es bei euch ist doch bei uns kommt die Frage: Was trinkst du? Bier, Wein, Sekt, ein Kurzer oder ne Cola?
Schon diese Entscheidung hat einen enormen Einfluss auf den Zuckerverlauf eines Diabetikers. Habe ich in der Vergangenheit 2-3 Bier und 2-3 Kurze getrunken war ich am Ende des Abends oft nicht mehr in der Lage meine BE/KE (Kohlenhydrate) zu berechnen geschweige denn mich daran zu erinnern ob ich mich schon gespritzt hatte. Die Ernüchterung kam dann meist schon in der Nacht wenn man vor Unterzuckerungssymtomen aufwacht und halbbetrunken schnell was essen oder trinken soll.
Schnell habe ich mir das "betrinken" abgewöhnt und trinke heute zu keiner Zeit mehr Alkohol. Die Diabetes hat mir gezeigt das es mir besser ohne diesen Stoff geht. Also bestellte ich mir ein alkoholfreies Hefeweizen -> ganz schön viele Kohlenhydrate.
Zum Essen gab es den Grillteller mit Pommer und viel Fleisch. Eigentlich nicht so viele Kohlenhydrate dafür aber FETT. Jede Form von Fett hat auch Einfluss auf den Zuckerspiegel, denn viel Fett verzögert die Aufnahme der Kohlenhydrate und das Fett wird später selbst zu Zucker umgewandelt. Für alle Nichtdiabetiker - dies hat einfach Einfluss darauf wieviel ich wann spritze und ob ich wirklich nur die Pommes oder auch für das Steak eine Einheit Insulin abgeben muss.
Nach guter Stimmung und einem leckeren Hauptgang und einem weiteren Hefeweizen die Frage nach dem Nachtisch. Wisst ihr wieviel Gramm Zucker in so einer Schüssel Creme Brüle ist? Erstmal die Größe untersuchen 5cm Durchmesser, 4cm hoch. Inhalt ca 120 Gramm davon in der Creme an Zucker??? Die Zuckerschicht obendrauf? Boar, krass, keine Ahnung. Grob geschätzt und gespritzt, keine weiteren Gedanken.
Beim Abendessen ging es mir ja noch ganz gut, vor der Heimfahrt noch schnell einen Blutzucker gemacht wie man so steht, ob man alles richtig gemacht hat etc. Gemessen 450 mg/dl - man - das ist ein Schlag in die Fresse. 250 Blutzucker wäre nach dem Essen okay, 300 auch noch tragbar aber fast das doppelte?? Son Scheiß, kann ich jetzt im Nachhinein mein Abendessen genießen? Ich muss Angst haben in der Nacht ins Koma zu fallen. Ist es das wert? Ich finde nicht. Mir geht es einfach scheisse.
Zuhause angekommen wieder Blutzucker gemacht: 400 mg/dl immer noch hoch. Etwas Korrektur berechnet und sich dann ins Bett gelegt, in der Hoffnung das Morgen wieder alles gut ist mit dem Zucker.
Am nächsten Morgen wache ich auf als hätte mich ein Zug überfahren - ich habe Kopf und Gliederschmerzen, dabei habe ich doch gar nicht gesoffen und auch keine Süßigkeitenfressattakke gehabt. Mein Blutzucker war immer noch über 300. Über Nacht ist mein Blutübersäuert weil anscheinend zuwenig Insulin da war. Diese Übersäuerung geht auch nicht von jetzt auf gleich weg, nein- die Konsequenz einen solchen Abendessens ist, nach einer beschissenen Nacht ein beschissener Tag mit schlechten Werten.

An anderen Tagen geht es besser mit dem Berechnen der Kohlenhydrate doch in diesem Fall habe ich mich verschätzt.



Freitag, 21. November 2014
Moin moin!
Seit gegrüßt,

herzlich Willkommen zu meinem Diabetes Typ1 blog.
Ich setze mich mit dem Thema Diabetes seit dem 7.7.1994 auseinander. Warum ich das Datum so genau weiß, weil kein anderes Datum mein Leben so krass verändert hat wie dieses.
Ich möchte mich in diesem Blog kritisch mit meiner Diabetes auseinandersetzen.
Es ist ein Versuch der Selbstbefreiung. Ich möchte mich mit dem Schreiben von alten Denkmustern befreien und gut leben können mit dieser Krankheit. Viele Diabetiker kennen mein Problem - ICH KANN DIESE KRANKHEIT nicht AKZEPTIEREN (noch nicht).

Wie kann man diese Krankheit nicht akzeptieren fragen mich einige, sie ist doch nun mal da, ganz physisch - ja genau, aber mein Kopf sagt, eigentlich SOLLTE sie nicht da sein!!!!

Über diesen inneren Konflikt möchte ich berichten und auch über meine vielen, vielen, vielen Versuche der Krankheit Herr zu werden und ich wünsche mir Unterstützung von euch, dass ich es schaffe, eines Tages morgens aufzuwachen und zu sagen: Ja, und meine Diabetes ist auch da. Das ist okay.

Liebe Grüße